Die „Paralympische Saison“ ist zu Ende. Man könnte meinen und so denke auch ich, es gab nur ein Rennen dieses Jahr, dem war aber nicht so!
Seit Dezember 2015 waren alle Vorkehrungen wie Trainingspläne, Trainingslager, Materialverbesserungen und Ernährungsplan sowie Gewichtsoptimierung auf die Paralympics in Rio ausgerichtet und das, obwohl die Nominierung erst Ende Juni endgültig war. Ich startete bei 25 Rennen musste mich im Januar für die Bahn-WM qualifizieren und wollte bei allen Straßenrennen und Einzelzeitfahren, trotz der anstehenden Paralympics richtig gut sein. Es funktioniert ja wirklich, sich zu einer vorgesehenen Zeit in Höchstform zu bringen und da hatte ich dieses Jahr ein optimales Händchen dafür. Vom Landshuter Straßencup im April über die Bayrische- und Deutsche Meisterschaft und auch den Weltcup in Ostende/Belgien lief es ausgesprochen gut ich konnte bei allen Paracycling Rennen auf das Podest fahren. Der größte und schönste Erfolg war dabei sicher mein erster Deutscher Meistertitel im Straßenrennen in Köln. Der 2.Platz im Straßenrennen und Platz 3 im Einzelzeitfahren beim Weltcup in Ostende zeigten, dass der gesteigerte und intensivierte Trainingsaufwand Früchte trug und so kamen beim Erdinger Triathlon und bei den Deutschen Bahnmeisterschaften (3000m Verfolgung und 1000m Sprint) drei weitere Siege hinzu. Eine sehr erfolgreiche erste Saisonhälfte, aber ob es zu den Paralympics noch Steigerungspotenzial gibt, der Wille und Ehrgeiz waren ungebrochen und auch der Aufwand war enorm. Bikefitting, Windkanaltest und Höhentrainingslager standen neben dem „üblichen Training“ auf dem Plan.
Ich konnte die spezielle Riovorbereitung gesund und verletzungsfrei gestalten, das Material für die Räder wurde optimiert und extra angefertigte Prothesenteile sollten nicht nur die Aerodynamik verbessern. Mit der Teilnahme bei den Paralympics in Rio ging zum vierten Mal der sportliche Traum in Erfüllung. Die Eindrücke nach der Ankunft in Rio waren gigantisch und Olympisches Dorf, Wettkampfstätten und Eröffnungsfeier machten Lust auf mehr. Beim ersten Rennen, der Bahnverfolgung war ein Finalplatz mein „Wunsch“, dass es ein Spektakel wird, ich nach einem Prothesenausklicker ein zweites Mal starten durfte, nach der Quali dritter war und nach dem kleinen Finale als vierter trotzdem der „Hero de Janeiro“ war, wird sich in meiner sportlichen Bilanz ganz weit oben wieder finden, aber es gab keine Medaille. Beim 1000m Sprint war ich nur Teilnehmer und von vornherein in diesem Faktorrennen Chancenlos, ich wurde einundzwanzigster.
Die vermeintliche Medaillenchance sollte ich beim Zeitfahren haben, 20km, flache Strecke, das liegt mir, aber der Tag begann durchwachsen. Das Team vergaß mein Straßenrad zum Warmfahren im „Dorf“, beim Rennen waren die ersten Kilometer in Ordnung, in der zweiten Runde wurde ich vor der Wende etwa 300m lang von einem Begleitauto gebremst und auf dem letzten Kilometer klickte wieder die Prothese aus, aber diesmal fuhr ich über einen Betonhügel und war selber schuld. Die Leistung war für mein Empfinden nicht konstant genug und ich wurde wieder einmal vierter. Nur ein Rennen, aber entscheidend für eine Saison, das Hauptziel habe ich nicht erreicht. Beim Straßenrennen der Klassen C1-3 gab es anders als bei Weltmeisterschaften nur eine Wertung, die C1 undC2 Fahrer waren schon vor dem Rennen chancenlos. Das gute, Steffen Warias mein Teamkollege gewann das Rennen und Michael Teuber fuhr auf Platz 15 und war bester C1er und ich als 19er wäre in der C1 Klasse auf Platz 2 gefahren, eine gute Leistung, aber nicht der Rede wert. Die Paralympics in Rio, wieder ein sensationelles Erlebnis, auch für meinen Fanclub der mich nach Rio begleitete und bestens Unterstützte.
Das letzte Rennen war die Prosecco Cycling Tour, in Valdobbiadene/Italien, an der ich mit den Bergbrutalos Aham teilnahm und ein tolles Wochenende verbrachte, wobei wir in der Gesamtwertung im Radeln nicht die beste Rolle spielten und die Menge Prosecco, die pro Team vernichtet wurde floss leider nicht in die Wertung mit ein.
Zum Saisonausklang ging die Herbstfahrt mit dem RC Vilsbiburg von Passau über das Mühlviertel in die Wachau und nach Gumpoltskirchen und auch ein Abstecher nach Ungarn war dabei. A bissal kühl war es, aber dafür konnte man sich bei den Heurigen schön aufwärmen und stärken.
Ich hatte für die Saison 2016 wieder ein richtig starkes Team hinter mir, ich bekam vollste Unterstützung von meinen Sponsoren, Gönnern, Freunden und Fans und vor allem die Familie gab den nötigen Rückhalt, auch wenn es viele Entbehrungen und Zeit zu opfern gab. Vielen herzlichen Dank für alles!