Der Knoten ist geplatzt: Beim zweiten Weltcup-Rennen der Saison hat der Geisenhausener Behindertenradsportler Erich Winkler seinen ersten Weltcup-Erfolg eingefahren. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille bei den Paralympics 2004 in Athen ist dieser Sieg einer der bisher größten Erfolg in der Karriere des schnellen Vilstalers. „Das ist ein toller Erfolg, aber nur ein weiterer Meilenstein auf einem langen Weg“, gab sich Erich Winkler – der mit Michael Teuber und Pierre Senska ein rein deutsches Podium bildete – nach dem Erfolg in Spanien bescheiden. Das große Ziel nach dem „langen Weg“ sind und bleiben für den zweifachen Familienvater die Paralympics in London (29. August bis 09. September).

Wind und Hitze beim Zeitfahren
Das Weltcup-Rennen in Segovia, etwa 90 Kilometer nordwestlich von Madrid auf einer 1.000 Meter hohen Felszunge gelegen, war ein echter Härtetest für die versammelte Weltelite. Schon beim Zeitfahren am Freitag über 20,2km wurden die Athleten auf eine extreme Probe gestellt: 36°C zeigte das Thermometer und auf der 800m hoch gelegenen flachen Strecke blies ruppiger Wind den Fahrern immer wieder heiße Luftschwaden entgegen, Schatten spendende Abschnitte gab es nicht. Kein Wunder, dass bei diesen Bedingungen vielen Startern mehr oder minder rasch die Kräfte schwanden. Nach 15 Kilometern in dieser Hitzeschlacht war auch Erich Winkler „weichgekocht“. Mit eisernem Willen und letzter Kraft rettete aber immerhin noch Platz 5 in seiner Wertungsklasse.

Weltcupsieg nach Sprintfinale
Tags darauf zeigte sich Erich Winkler bei einer zweieinhalbstündigen Trainingseinheit wieder locker und gut erholt. Entsprechend optimistisch ging er am Sonntag an den Start. Wie das Zeitfahren, verlangte auch das Straßenrennen über 5 Runden à 12 Kilometer den Fahrern alles ab: ein 700 Meter langer Anstieg pro Runde, Passagen mit Kopfsteinpflaster und sengende Hitze erforderten ein echtes Kämpferherz. Die Klassen C1-3 starteten gemeinsam und es ging vom Start weg mächtig zur Sache. Winklers Minimalziel, nach dem Berg am Ende von Runde 1 noch im Hauptfeld zu sein, ging auf. Das gab Energie für höhere Ziele. Immer wieder attackierten einzelne Fahrer und hielten das Tempo hoch. Immer  wieder konnte aber auch Erich Winkler das Tempo mitgehen. Nach der vierten Bergüberfahrt splittete das Feld etwas auf, Winkler verlor leicht den Anschluss und musste auf der letzten Runde mit einem Spanischen Mitstreiter über vier Kilometer eine Lücke von etwa 50 Metern zum Hauptfeld zufahren. „Da zog es mir fast den Stecker“, berichtete Winkler später im Ziel, doch geschafft hat er es. Bis zum entscheidenden Schlussanstieg –  nochmals 700 Meter Kopfsteinpflaster und nochmals 7% Steigung – hatte Winkler seine C1-Kollegen Teuber, Senska, Mendez und ca. 20 C2/C3-Starter eingeholt. Jetzt witterte er seine Chance! Obwohl Michael Teuber, der Matador unter den C1-Startern, schnell an den Berg fuhr, konnte er sich nicht entscheidend absetzen. Bei der 200 Meter Marke dann die Entscheidung: Pierre Senska konnte das Tempo nicht mehr mitgehen, Winkler und Teuber waren alleine an der Spitze. Erich Winkler setzte alles auf eine Karte und begann seine Schlussoffensive. Tatsächlich ging die Taktik auf und Erich Winkler gewann unter dem frenetischen Beifall der begeistert mitgehenden Zuschauer sein erstes Weltcuprennen.